1. Selbstverständnis

Das Kolpingwerk ist die von Adolph Kolping gegründete und geprägte katholische familienhafte und lebensbegleitende Bildungs- und Aktionsgemeinschaft.
Das Kolpingwerk versteht sich als Teil des Gottesvolkes. Es hat damit Teil an der Sendung der Kirche in der Welt und bringt zugleich Interessen und Bedürfnisse der Menschen und der Gesellschaft in die Kirche ein.
Das Kolpingwerk ist ein katholisch-sozialer Verband und weiß sich gemäß dem Laiendekret des II. Vatikanischen Konzils in der Kirche Jesu Christi beheimatet. Es leistet eigenständig und eigenverantwortlich seinen Beitrag zum Weltauftrag der Christen.

2. Zielsetzung

Das Kolpingwerk will:

  • seine Mitglieder befähigen, sich als Christen in der Welt und damit im Beruf, in Ehe und Familie, in Kirche, Gesellschaft und Staat zu bewähren
  • seinen Mitgliedern und der Gesellschaft Lebenshilfen anbieten
  • durch die Aktivitäten seiner Mitglieder und seiner Gruppierungen das Gemeinwohl im christlichen Sinne fördern und an der ständigen Erneuerung und Humanisierung der Gesellschaft mitwirken
    Alles Tun des Verbandes will gemäß dem Prinzip der Subsidiarität Hilfe zur Selbsthilfe sein.
    Als weltweite Gemeinschaft sieht das Kolpingwerk eine besondere Aufgabe in der Pflege und Förderung internationaler Zusammenarbeit und Solidarität, auch und gerade im Verband selbst.

 

3. Grundlagen

Grundlagen für die Zielsetzung und Aktivitäten des Kolpingwerkes sind:

 

  • Person und Botschaft Jesu Christi
  • die katholische Soziallehre
  • das Wollen und Handeln Adolph Kolpings
    Das persönliche Bekentnis zu Jesus Christus und der gemeinsame Glaube an ihn sind Fundament für ein bewußtes Handeln der Mitglieder und des Verbandes. Person und Botschaft Jesu Christi geben Antwort auf die Sinnfrage des Lebens; der einzelne weiß sich von hier berufen im Zeugnis der Liebe und Hoffnung in Gemeinschaft mit allen, die mit ihm den Glauben an Jesus Christus leben.
    Die Katholische Soziallehre gibt Aufschluß darüber, wie eine der christlichen Auffassung vom Menschen entsprechende soziale Ordnung aussehen soll. Aus ihr erhalten die Mitglieder des Kolpingwerkes Antwort auf die Frage, an welchen Wert- und Zielvorstellungen sie sich zu orientieren haben, um ihrer sozialen Verantwortung gerecht zu werden.
    Beispielhaft verwirklichte Adolph Kolping sein Christsein, indem er sich in den Dienst der Menschen stellte und diese Welt mitgestaltete. Durch ein umfassendes Angebot an Bildungs- und Lebenshilfen wollte er insbesondere jungen Menschen zur Entfaltung ihrer Persönlichkeit verhelfen und sie damit zugleich zur Wahrnehmung ihrer Verantwortung anregen und befähigen.

 

4. Strukturen und Arbeitsweise

Das Kolpingwerk versteht sich als familienhafte lebensbegleitende Glaubens-, Bildungs- und Aktionsgemeinschaft. Bildung, Aktion und Geselligkeit sind drei unerläßliche, eng miteinander verbundene Dimensionen der Arbeit und des Lebens im Kolpingwerk. Der Anspruch, familienhafte Gemeinschaft zu sein, erfordert zu seiner Verwirklichung eine durch besondere Offenheit und Zuwendung geprägte Art und Weise des Miteinanders.
Das Kolpingwerk ist offen für alle Menschen, die seine Grundlagen und Zielsetzungen mittragen können und verwirklichen wollen. Dies schließt auch Christen nichtkatholischer Konfessionen ein. Das Kolpingwerk ist offen für Männer und Frauen aus allen Altersstufen und sozialen Schichten. Insbesondere wendet es sich dem arbeitenden Menschen zu. Das verantwortliche Mittun des Priesters ist von jeher ein besonderes Merkmal des Verbandes. Priester und Laien arbeiten im Kolpingwerk unter Respektierung und der je besonderen Aufgaben und Möglichkeiten in partnerschaftlicher Weise zusammen. Das Kolpingwerk ist demokratisch verfaßt. Es will seinen Mitgliedern Partnerschaft und Demokratie erfahrbar machen und sie zu partnerschaftlichem und demokratischem Verhalten anregen und befähigen.
Auf den gemeinsamen Grundlagen vollzieht sich die Arbeit des Kolpingwerkes in regionaler Unterschiedlichkeit und Eigenständigkeit. Für das Kolpingwerk ist es selbstverständlich, daß die grundlegenden Zielsetzungen in einer den jeweiligen konkreten Verhältnissen angemessenen Weise verwirklicht werden müssen. Dies gilt sowohl im Hinblick auf die Inhalte der Arbeit wie auch bezüglich der Strukturen des Verbandes.
Die Gemeinschaft am Ort heißt Kolpingsfamilie. Für die Arbeit der einzelnen Kolpingsfamilie ist der enge Bezug zur Pfarrei wünschenswert.

5. Lebensbereiche

Die Arbeit des Kolpingwerkes ist ausgerichtet auf den ganzen Menschen. Für alle Lebensbereiche soll er Hilfe und Anregung erfahren können, ebenso aber auch die Möglichkeit haben, sich mit all seinen Sorgen und Problemen, aber auch Kenntnissen und Fähigkeiten einzubringen. Gerade die enge Verflochtenheit und Wechselbeziehung zwischen den einzelnen Lebensbereichen ist für das Kolpingwerk in seinem Dienst an der ganzheitlichen Entfaltung des Menschen Ansatzpunkt, die eigene Arbeit umfassend anzulegen.
Von diesem Ansatz her richtet sich das Wirken des Kolpingwerkes schwerpunktmäßig auf die Bereiche Arbeit und Beruf, Ehe und Familie, Gesellschaft und Staat, Kultur und Freizeit. Die Mitglieder des Verbandes sollen sich als Christen in Beruf, Familie, Kirche, Gesellschaft und Staat bewähren. Von daher kommt einer umfassend angelegten, auf alle Lebensbereiche bezogenen religiösen Bildung in der gesamten Arbeit des Verbandes entscheidende Bedeutung zu.

Arbeit und Beruf

Für das Kolpingwerk ist die menschliche Arbeit nicht allein Notwendigkeit zum Lebensunterhalt, sondern auch Chance zur Selbstverwirklichung und – als Dienst an der Gemeinschaft – Weltauftrag des Christen. Von seinen Mitgliedern erwartet es die Bereitschaft zur beruflichen Bildung und Weiterbildung sowie zum persönlichen Engagement im Rahmen der gegebenen Mitwirkungsmöglichkeiten. Besondere Bedeutung mißt das Kolpingwerk einer menschenwürdigen Gestaltung der Arbeitswelt zu.

Ehe und Familie

Ehe und Familie stellen für das Kolpingwerk die wichtigste Voraussetzung zur personalen Entfaltung des Menschen und damit auch für die Entwicklung einer menschenwürdigen Gesellschaft dar. Das Kolpingwerk tritt für die angemessene Würdigung und Sicherung von Ehe und Familie in Gesellschaft und Politik ein. Seine Mitglieder will es anregen und befähigen, Zeugnis abzulegen für die Werte von Ehe und Familie und zugleich Aufgaben und Möglichkeiten eines gesellschaftlichen Dienstes der Familie wahrzunehmen.

Gesellschaft und Staat

Nach christlichem Verständnis ist der Mensch Schöpfer, Träger und Ziel aller gesellschaftlichen Einrichtungen. Von seinem Menschen- und Gesellschaftsverständnis her unterstützt das Kolpingwerk alle Bemühungen, die – unter Anerkennung der Pluralität von Interessen und Zielsetzungen – auf die Förderung des Gemeinwohls gerichtet sind. Unbeschadet aller konkreten Unterschiede in den gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen sind die Anerkennung und Förderung der Menschenrechte sowie die Ausweitung der Mitwirkungsmöglichkeiten für den einzelnen für das Kolpingwerk unverzichtbare Leitlinien. Seine Mitglieder will es zu verantwortlichem Mitdenken, Mitsprechen und Mithandeln in allen Bereichen der Gesellschaft anregen und befähigen, ausgehend von der Überzeugung, daß Mitverantwortung des einzelnen für die Gemeinschaft Verpflichtung und Ausdruck christlichen Weltdienstes ist.

Kultur und Freizeit

Das Kolpingwerk sieht eine wichtige Aufgabe darin, seinen Mitgliedern den Zugang zu allen Bereichen des kulturellen Lebens zu eröffnen. Durch ein solches Heranführen an das kulturelle Schaffen von Gegenwart und Verangenheit wird zugleich ein wichtiger Beitrag zu sinnvoller Freizeitgestaltung geleistet. Von seinen Mitgliedern erwartet das Kolpingwerk das Bemühen, die eigenen Kräfte und Fähigkeiten auszuschöpfen und sinnvoll zu nutzen, auch im Dienst an der Gemeinschaft.

6. Zusammenarbeit

Seit seinen Anfängen hat sich das Kolpingwerk als freie gesellschaftliche Vereinigung verstanden und dementsprechend stets Wert auf seine Unabhängigkeit gelegt. Die Eigenständigkeit in der Wahl der Zielsetzungen, in der Ausprägung des eigenen Tuns und auch in der Regelung des Miteinanders ist wesentliche Voraussetzung für ein wirksames Engagement in Kirche, Gesellschaft und Staat.
Zur Verwirklichung seiner Ziele sucht das Kolpingwerk die Zusammenarbeit mit gesellschaftlichen Einrichtungen und staatlichen Stellen, wo immer es sinnvoll erscheint. Um dieser Zielverwirklichung willen wird es als notwendig erachtet, über den eigenen Bereich hinaus alle Möglichkeiten wahrzunehmen, die eigenen Vorstellungen in das gesellschaftliche und politische Leben einzubringen und ihnen Geltung zu verschaffen. Die Zusammenarbeit findet freilich dort ihre notwendige Grenze, wo die Eigenständigkeit des Verbandes in der Formulierung und Durchsetzung der eigenen Zielvorstellungen in Frage gestellt wird.